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März 30th 2020 ・ 10 Min Lesedauer
Umhüllt von Dunkelheit macht sich ein Mann auf den Weg zum Hafen. Unbemerkt erreicht er das Dock und betritt einen großen, klimatisierten Raum im Schatten eines Containerschiffs. Als er drinnen ist, schließt er die Augen und atmet tief ein.
Dies ist nicht der Anfang eines Horrorfilms, sondern der normale Tagesbeginn für Axel Krüger, der in seinem Heimatland Deutschland besser als der „Bananenschnüffler“ bekannt ist. Der Chef-Kontrolleur der Qualitätskontrolle für Chiquita ist für seinen unglaublichen Geruchssinn berühmt geworden.
Axels Hauptaufgabe besteht darin, zu gewährleisten, dass die Hunderttausenden von Chiquita Bananen für Mitteleuropa, die jede Woche nach Bremerhaven, einer Hafenstadt im Norden Deutschlands, geliefert werden, in perfektem und unreifem Zustand ankommen und weitergesendet werden. Er und seine beiden Kollegen können gereifte Bananen inmitten einer Palette riechen und somit verhindern, dass die gesamte Ladung kontaminiert wird. Sie sind regelrechte Schnüffelkünstler.
Wenn eine Banane zu Reifen beginnt, gibt sie Ethylen ab, was die anderen Bananen infizieren kann. Die Nase ist ein wichtiges Hilfsmittel. Wenn ich nichts rieche, weiß ich, dass die Container in Ordnung sind. Am besten riechen wir die Kisten von außen. Denn wenn wir sie öffnen, könnten verdächtige Gerüche von frischer Luft getarnt werden.
sagt Axel, dessen Arbeitstag um 6 Uhr beginnt
Die perfekte gelbe Banane aus den Supermarkt-Regalen und Obstkörben muss bei der Ankunft per Schiff grün sein – und dies wird von Axel und seinem Spürnasen-Team gesichert.
Es ist keine einfache Aufgabe. Jede Woche müssen Axel und sein Team fast 15 Millionen Bananen prüfen, bevor sie weitergesendet werden. Auf der dreiwöchigen Reise von Mittelamerika nach Bremerhaven wird die Reifung durch Packgase und eine beständige Temperatur zwischen 14 und 17 Grad unterbrochen.
Bevor er seine Arbeit in der Welt der Bananen begann, arbeitete Axel als Polizist, Reiselogistiker der Armee der USA und weltreisender Reiseleiter. Aber er sagt, dass sein aktueller Job mit Abstand der spannendste sei.
Es ist wie eine spannende Verfolgungsjagd. Wenn man das Gefühl hat, dass es irgendwo in dem klimatisierten Raum einen Geruch gibt, muss man schnüffeln, bis man gefunden hat, wo er herkommt, aus welcher Steige und welcher Kiste.
sagt der 58-jährige Ur-Bremerhavener
Vor 15 Jahren nahm Axel eine befristete Stelle als Verpacker für Chiquita an, und hat sich seitdem nach oben gearbeitet.
Er selbst sagt, „Das ist mein Traumberuf. Die manuelle Arbeit beim Auspacken und Prüfen der Bananen ist interessant, und außerdem arbeitet man mit vielen verschiedenen Leuten.“
Es geht aber nicht nur ums Schnüffeln. Axel schult außerdem Kunden und spricht mit Kollegen von anderen Abteilungen bei Chiquita, die den Weg der Frucht von der Staude bis zum Supermarkt besser verstehen möchten. Um sein Wissen zu teilen, reist er auch mal nach Dubai.
Der Kollege mit der feinen Nase staunte nicht schlecht, als die deutschen Medien begannen, sich für ihn zu interessieren. Als die bekannte deutsche Zeitung, Bild ihn den „Bananenschnüffler“ nannte, wurde er für Zeitungen und Fernsehsendungen interviewt.
Das war das Ungewöhnlichste, was mir je passiert ist, und es hat mich wirklich stolz gemacht. Ich würde sagen, ich bin ein Promi der Z-Liste. Aber in der Bananenwelt bin ich wirklich berühmt.
Der Weltenbummler sagt, er langweilt sich nie bei der Inspektion der Bananen, die dann an Läden in Deutschland und anderen Ländern, wie etwa die Tschechische Republik, Ungarn und Kasachstan, weitergesendet werden.
Ich glaube, wenn man seine Arbeit liebt und dabei konzentriert ist, kann man weit kommen. Ich bin in kurzer Zeit vom Verpacker zum Chef-Kontrolleur aufgestiegen.
Für Axel, der den Geschmack von Bananen weiterhin mag, obwohl er jeden Tag von ihnen umgeben ist, kann es kaum besser kommen.
In den 15 Jahren, die ich für Chiquita tätig bin, habe ich mich nicht einen Augenblick lang gelangweilt. Keine zwei Wochen sind gleich. Jeder Container ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.
